In der griechischen Mythologie sind die drei Grazien Töchter der Venus. Sie sind ständige Begleiterinnen der Liebesgöttin und heißen Eufrosine (Heiterkeit und Freude), Aglaia (Glanz und Pracht) und Talia (blühendes Aussehen). Dem griechischen Dichter Fanocles (4. -3. Jahrhundert v. Chr.) wird die erste lyrische Hymne an die Grazien zugeschrieben. Sie galten als Idealvorstellung von Schönheit schweben sozusagen, unsichtbar, solange sie nicht künstlerisch zum Leben erweckt werden, zwischen den Menschen und den Göttern, zwar immer nackt, aber geschmückt durch ihre Lieblichkeit, beschützt durch ihre Unschuld und Demut, die sie ausstrahlen. Sie stehen für das Wahre und Schöne, das moralisch Untadelige, das vorsichtig Begehrende. Die Grazien bleiben unfassbar in ihrem ständigen Aufeinanderzustreben und sich Ergänzen, im Austauschen und gegenseitigen Verschmelzen. Die finale Schönheit liegt im Fluss ihrer Bewegung.

Norbert Kopf will mit seinen Fotografien der „DREI GRAZIEN“ das Sehnsuchtsbild nach Freiheit, Gerechtigkeit und Harmonie, Ruhe und Schönheit im Sinne eines „iter spiritualis“ nähren. Er folgt der Tradition von Künstlern, die seit der Antike in Kriegszeiten immer wieder versuchten, so einen möglichen Gegenentwurf anzustreben.

Dr. Roman Reisinger im September 2022